Das Buch

Zwei Zwillingsbrüder verlieren sich als Fünfjährige in den Wirren des verheerenden Bombenangriffs am 13. Februar 1945 in Dresden. Oswald, kurz nach seinem Bruder geboren, wächst im Osten an der Elbe auf. Erst nach dem Fall der Mauer trifft er seinen Bruder Werner wieder, der nach der Flucht mit dem Vater am Rhein im Westen lebt. Stimmen und Bewegungen bleiben identisch. Die kurze gemeinsame Kindheit und der Erfolg beider Brüder als Computerexperten diesseits und jenseits der Zonengrenze schaffen jedoch keine Verbundenheit. Oswald fühlt sich als Wendeverlierer, der nichts aus der von den Westdeutschen als Unrechtsstaat abgestempelten und nicht anerkannten „DDR” gutheißen darf, der unaufhörlich seine Identität im wiedervereinten Deutschland sucht.
Als konformer Anhänger des sozialistischen Systems verzweifelt er an der Wendekunst seines Mentors, Genosse Helmut. Sein nach Grenzöffnung siebenundzwanzigjähriger Sohn Sven hatte keine Beziehung zum DDR-Staat. Verbote und die ewige Einkesselung schürten seinen Hass als Jugendlicher, er driftet in die rechtsradikale Szene ab. Svens Generation lechzte nach Freiheit und gierte nach allem Westlichen, das durch Mauer und Stacheldraht drang. Oswalds gesteigerte Ohnmacht, als Jüngerer gegenüber seinem Bruder, als Systemtreuer gegenüber einem gescheiteren Staat und dem Gefühl, als Ostdeutscher gegenüber den „Besserwessis” zu kurz gekommen zu sein, lässt ihn an der Realität verzweifeln. Analog zum Kinderspiel Westen entwickelt er ein Computerspiel mit Mauer, Grenzkontrolle und Schießbefehl, das er an fiktiven Flüchtlingen testet. Aus dieser virtuellen Welt sucht er den Weg zurück in die reale.

Zweistromland erzählt vom Trauma der deutschen Vergangenheit, das stärker denn je in die Gegenwart wirkt. Es entwickelt sich zum Identitätsverlust der Ostdeutschen, die sich mit dem übergestülpten Beitritt ihres Landes zur BRD noch immer nicht in einem vereinten Deutschland wiederfinden.

Die Geschichte

Als Kinder verlieren sich die beiden fünfjährigen Zwillingsbrüder Werner und Oswald in den Wirren des verheerenden Bombenangriffs am 13. Februar 1945 in Dresden. Der wenig jüngere Bruder Oswald wächst bei einer Pflegemutter im Osten Deutschlands an der Elbe auf. Sein Bruder Werner flieht mit dem Vater Dietmar in den Westen, wo sie sich in Koblenz am Rhein ansiedeln. Dort reaktivieren Vater und Sohn eine unversehrte kleine Papierfabrik, die sie in den Zeiten des westdeutschen Wirtschaftswunders zu einem Handelsunternehmen für Bürobedarf und Computer ausbauen. Oswald wird in der Sowjetischen Besatzungszone systemkonform erzogen. Er absolviert eine Lehre bei VEB Robotron in Dresden.
Kurz vor dem Bau der Berliner Mauer flüchtet Oswalds Freundin Angela mit ihrem Freund Sascha nach Westberlin und lässt den gerade geborenen Sohn Sven zurück. Sein Opa Theodor betreut als Pfarrer eine Jugendgruppe, der unangepasste Jungs der Punk-Bewegung angehören, die gerade in den 80er Jahren aufkommt. Musik und die Welt der Punker sind für den heranwachsenden Sven genau das Ventil für seine Wut und Orientierungslosigkeit.
Oswald bleibt für seinen Bruder Werner und Vater Dietmar verschollen, das DDR-Regime erschwert Nachforschungen wegen Oswalds Staats-Aktivität als Fachbereichsleiter für Grafik-Programme bei Robotron. Er wird beauftragt, die Treffen im Haus der jungen Talente in Berlin zu beobachten. Dort hat sich ein Computer Club gebildet, in dem Video-Spiele ausprobiert werden und Westware, insbesondere Grafik-Software getauscht wird. Oswald ist beeindruckt von der West-Computertechnik, seine Zweifel an der Propaganda über den Fortschritt im sozialistischen System mehren sich. Er beantragt Beschaffung von westlicher Computer-Ware. Dann erhält er die Erlaubnis, eine berufliche Reise in den Westen zu unternehmen und die Computermesse CeBIT zur Begutachtung und Beschaffung von Westware zu besuchen.
Vater Dietmar hat inzwischen Kontakt zu Oswalds Pflegemutter aufnehmen können und sie besucht, darf seinen vermeintlichen Sohn wegen des Verbots von Westkontakten selbst aber nicht treffen. Dafür ringt Oswald mit sich, seinen angeblichen Bruder, der mittlerweile die Computerfirma seines Vaters übernommen hat, auf dessen Stand auf der Messe CeBIT zu treffen, trotz der Gefahr der Bespitzelung. Jedoch sie verpassen sich. Er telefoniert nur mit Werner, das Telefonat endet in einem unglücklichen Streitgespräch, in dem Oswald seine Position als DDR-Bürger verteidigt.
Erst nach dem Fall der Mauer treffen sich die beiden Zwillingsbrüder endlich wieder. Stimme, Bewegungen und Gesichtszüge sind nahezu identisch, in allem anderen haben sie sich entzweit. Oswald sucht die Verbundenheit aus ihrer kurzen gemeinsamen Kindheit, in ihrer jeweiligen Stärke als Computerexperten diesseits und jenseits der Zonengrenze. Vergeblich, er fühlt sich als Wendeverlierer, als Mensch zweiter Klasse, der nichts aus den vergangenen 40 Jahren der von den Westdeutschen als Unrechtsstaat abgestempelten und nicht anerkannten „DDR” gutheißen darf und der noch immer seine Identität im wiedervereinten Deutschland sucht.
Als die Firma seines Bruders über die Treuhand die Entwicklungsabteilung für Grafikprogramm aus der VEB Robotron übernimmt und kurz darauf der größte Kunde abspringt, verliert Oswald seine Arbeit und schlägt sich in der Nachwendezeit mit Hilfsjobs durch.
Sein Sohn Sven hat sich von ihm abgewendet, da sein Vater das sozialistische System verkörpert, wovon sich Svens Generation längst entfremdet hat. Und Sven hat einen gewaltakzeptierenden Hass auf die SED-Bonzen und den DDR-Staat entwickelt, die nicht erkennen wollen, wie seine Generation nach Freiheit lechzt, wie diese Jugend nach allem Westlichen giert, das trotz Mauer und Stacheldraht zu ihr dringt. Aus diesem Hass heraus und der Abkehr von der Obrigkeit driftet Sven von der Punk- in die rechtsradikale Skinhead-Szene ab.
Die zur Wut gesteigerte Ohnmacht Oswalds gegenüber seinem großen Bruder, gegenüber einem gescheiterten Staat und gegenüber den Besserwessis lässt ihn an der Realität verzweifeln. In Anlehnung an das frühere Kinderspiel Westen entwickelt er ein Computerspiel mit Mauer, Grenzkontrolle und Schießbefehl, welches er an fiktiven Flüchtlingen testet. Aus dieser virtuellen Welt sucht er den Weg zurück in die reale.

Die Motivation

Schon zu Zeiten meiner deutsch-deutschen Verwandtenbesuche in den siebziger Jahren hat mich das geteilte Deutschland bewegt. Aus den erzählten Kriegserlebnissen meiner Großmutter sowie meiner Mutter hat mich die Frage nach dem Warum nie losgelassen.
In meiner deutsch-deutschen Ehe ist die andauernde Identitätssuche und das Minderwertigkeitsgefühl im ostdeutschen Teil der Familie, besonders bei der älteren Generation, ein immer wiederkehrendes Thema, das mich als Westdeutscher beschämt.
Dem will ich mit meinem Roman Zweistromland eine Stimme geben und endlich für eine Wiedervereinigung auf gleicher Augenhöhe plädieren.

Der Autor

Edgar Bernardi, beobachtender Physiker, versteht sich als emotionalen statt kopfgesteuerten Naturwissenschaftler. Seinem Debütroman Licht des Schattens, eine Coming of Age-Erzählung, folgte Der rot-blaue Boccalino über polarisierende Menschen in einem kleinen Tessiner Dorf. In Zweistromland erzählt er vom Identitätsverlust der Ostdeutschen, die sich in einem wiedervereinten Deutschland noch immer wie Bürger zweiter Klasse fühlen. Mit Was die Welt im Innersten zusammenhält möchte er Kindern die faszinierende Welt der Physik näherbringen. Der Roman Zeitumkehr lebt von der Hoffnung der Umkehrbarkeit der Zeit. Und nicht zuletzt beschäftigt ihn der nachhaltige Zerfall unseres Lebensraumes und die Ignoranz der Menschheit vor der eigenen Zerstörung in seinem Buch Urknall.

Interview mit dem Autor zu seinem neuen Buch Zweistromland - exklusiv bei Leserkanone.de

Die Leseproben

zum Durchblättern


Der Autor dankt der geduldigen Lektorin Katja Völkel - und den Lesern für deren Rezensionen, Kommentare und Kritik.

Rezensionen, Leserkommentare

Zwei Leben zwischen Ost und West
Ein Buch das noch lange nachwirkt. Es hat mich sehr nachdenklich und teilweise auch geschockt zurück gelassen. Vieles war mir ja bereits bekannt, aber wenn man dann mit der Realität konfrontiert wird, dann gibt es dem ganzen nochmal ein ganz anderes Bild.
Mich hat dieses Buch wirklich von der ersten bis zur letzten Seite üerzeugen können und hat mich mehr als nachdenklich zurück gelassen.
Mein Fazit:
Ganz klare Leseempfehlung, volle 5 Sterne.
dartmaus - Teilnehmerin der Leserunde bei Lovelybooks
Runzel - auf amazon.de

Ein Stück deutscher Geschichte
Der Autor hat einen gut recherchierten Roman über die jüngere deutsche Geschichte geschrieben. Im Mittelpunkt stehen die Zwillinge. Ihr Leben ist exemplarisch für viele andere. Der Roman ist in fünf Abschnitte gegliedert. Der Schriftstil ist ausgereift und abwechslungsreich.
...
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es arbeitet die Teilung an unterschiedlichen persönlichen Schicksalen auf und zeigt, was in und nach der Wende so gelaufen ist. Was mir allerdings ein bisschen fehlt, sind die wesentlichen politischen Strömungen in der BRD. Andererseits liefert der Roman Fakten über Entscheidungsprozesse auf höchster Ebene, die nachdenklich stimmen.
mabuerele - Teilnehmerin der Leserunde bei Lovelybooks
matheelfe - auf amazon.de

ein geteiltes Land
Ein gut recherchierter Roman über die jüngere deutsche Geschichte. Die Zwillinge Werner und Oswald werden kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges geboren. In den Wirren des Krieges trennen sich ihre Wege. Ihre Leben könnten unterschiedlicher nicht werden.
Oswald und Werner stehen exemplarisch für die Schicksale vieler Familien, welche durch den Krieg und die anschließende Teilung Deutschland getrennt werden. Dabei geht es nicht ausschließlich um die räumliche Distanz, sondern um die gesellschaftliche. Die Unterschiede des jeweiligen Systems, indem die Menschen heranwachsen.
Das Buch ist mit viel Liebe zum Detail recherchiert, geschichtliche Eckpunte werden gekonnt eingeflochten ohne den Lesefluss zu stören. Eine absolute Leseempfehlung!
fleur - Teilnehmerin der Leserunde bei Lovelybooks
fleur - auf amazon.de

Können die Brüder sich wieder annähern?
Mir hat das Buch gut gefallen. Ich mag Bücher, die mir unsere deutsche Geschichte nahebringen, weil ich selber bei der Wiedervereinigung noch zu jung war, um alles erfassen zu können. In diesem Buch hat man eine interessante Geschichte um eine Familie, die in den Wirren des Krieges auseinander gerissen wird, aber auch viel Wissen um die beiden deutschen Staaten und die Zeit nach der Wiedervereinigung zusammen. Das macht dieses Buch spannend zu lesen.
Man möchte wissen, wie es mit den Brüdern weiter geht und erfährt quasi nebenbei noch einiges über die Geschichte unseres Landes. So macht mir Lektüre großen Spaß.
Barbara_Ann - Teilnehmerin der Leserunde bei Lovelybooks
Anni - auf amazon.de

Mein Buch muss ja nicht jedem gefallen, aber genau solche Leser wollte ich erreichen:

Zweistromland - Teilung, die für immer trennen muss?
... Es stellt sich die Frage, braucht man in unserer Gesellschaft nach über 30 Jahren Wiedervereinigung einen solchen Roman, der alte Vorurteile neu befeuert. Schon im Covertext die Begrifflichkeit BRD zu verwenden, weist trennende Tendenzen auf, die die Leselust dämpft. Dem so vorgeprägten Leser wird es damit nicht einfach gemacht, der stilistisch sauber ausgearbeiteten Geschichte wohlwollend zu folgen. Beim Lesen erlebt man leider zu oft, welches Vorurteil auf der nächsten Seite befriedigt wird...
Teilnehmerin der Leserunde bei Lovelybooks

Interessant, spannend ...
... Gratulation zu deinem Buch Zweistromland. Interessanter Aufbau, spannend geschrieben und ich habe viel gelernt!
Hans

Hut ab vor der Rechercheleistung!
Ich habe nebenbei viel Zeit damit verbracht, die ganzen Fakten zu checken und bin in vielen Artikeln versunken und habe dabei viel Neues erfahren.
erster Kommentar der Lektorin

Das Buch kommt mindestens 10 Jahre zu spät ...
... aber ist immer noch aktuell.
Es ist gut und flüssig zu lesen. Hilfreich das Personenverzeichnis am Schluß.
Eberhard G.

Das (erste) Kapitel war heftig.
So eindringlich wurde die Bombardierung von Dresden selten beschrieben.
Teilnehmerin der Leserunde bei LovelyBooks

Die Bezugsquellen

Taschenbuch deutscher Buchhandel | ISBN 978-3-754-66079-9 | Preis: 11,99 €

Taschenbuch Schweizer Buchhandel | ISBN 978-3-754-66079-9 | Preis: CHF 17,90

Taschenbuch Wortwerke Buchhandlung & Café, Rastatt, Lyzeumstrasse 5 | ISBN 979-8-542-08844-0 | Preis: 10,70 €

Taschenbuch amazon | ISBN 979-8-542-08844-0 | Preis: 10,70 €

e-Book kindle | ASIN B0B L5Q 93K1 | Preis: 6,99 €

e-Book Thalia: DE | ISBN 978-3-754-69373-5 | Preis: 6,99 € | Thalia, Hugendubel, aber auch andere tolino-Verlage in Deutschland

e-book Orell Füssli: CH | ISBN 978-3-754-69373-5 | Preis: CHF 7,90 | Orell Füssli, Weltbild, aber auch andere tolino-Verlage in der Schweiz